Die beschmierte “Schimmelmann-Büste“ in Hamburg-Wandsbek (Abb. 8).
Ist die Büste von Heinrich Carl von Schimmelmann also eine Ehrung des größten Sklavenhändlers im Europa des 18. Jahrhunderts?
Dies ist zwar nicht abzustreiten, war aber vermutlich nicht die Intention mit der die Büste aufgestellt wurde. So sollte vielmehr ein Schimmelmann geehrt werden, dem es durch seine kaufmännischen Tätigkeiten gelang, das damals unter dänischer Herrschaft stehende Gutsdorf Wandsbek zu wirtschaftlicher Blüte zu führen. Dass dieser wirtschaftliche Erfolg allerdings zu einem Großteil auf dem Handel mit Sklaven beruhte, wird auf der Gedenktafel neben der Büste lediglich in einem Nebensatz erwähnt. Das Beispiel Schimmelmann und der ambivalente Umgang mit der Person Schimmelmann verdeutlicht hier also nur allzu gut, dass die dänische Kolonialmacht ein Thema darstellt, welches noch weiterer Aufarbeitung bedarf.
Eine historische Darstellung der dänischen Festung Christiansborg an der ghanaischen Küste (Abb. 9).
Spuren der dänischen Kolonialpolitik sind nicht nur in Europa zu finden. Das Fort Christiansborg (siehe Bild) wurde 1652 vom schwedischen Königreich an der heutigen Küste Ghanas erbaut. 1658 nahm die dänische Kolonialmacht die Festung ein und nutzte diese vor allem als Basis für dänische Sklavenjäger. In den Gemäuern konnten bis zu 400 Sklaven festgehalten werden, bevor diese über den Atlantik auf die Jungferninseln verschifft wurden.
Die ehemalige dänische Festung Christiansborg (jetzt Osu Castle) heute (Abb. 10).
Nachdem Ghana 1957 seine Unabhängigkeit erlangte, wurde Christiansborg – jetzt Osu Castle – zum Regierungssitz der ghanaischen Regierung. Das Foto zeigt wie die ehemalige Sklavenfestung heute aussieht. Erst 2005 stieß der damalige ghanaische Präsident John Agyekum Kufuor (geboren am 6.12.1938) eine Debatte an, ob man nicht aufgrund der kolonialen Geschichte Osu Castles einen anderen Regierungssitz wählen sollte. Bis 2012 blieb die ehemalige Sklavenfestung jedoch noch Regierungssitz, seit 2017 gibt es öffentliche Führungen durch die Burg, die über die koloniale Geschichte aufklären sollen.
Die dänische Festung Fort Frederik an der Küste von St. Croix (Abb. 11).
Auch an der Küste der Jungferninsel St. Croix steht noch heute eine Festung, die die Dänen dort 1760 errichteten, welche heute ebenfalls ein Museum ist.
Noch 2017 fordert Positive T.A. Nelson - ein Senator der Jungferninseln - vergeblich eine Entschuldigung und Entschädigungszahlungen vom dänischen Staat:
„Der dänische Ministerpräsident hat in seiner Neujahrsansprache einige Dinge über unsere dunkle Vergangenheit angedeutet. Ich glaube, wenn es eine Versöhnung geben soll, wenn es echte Reue gibt, dann ist eine Entschuldigung angemessen." (Deutschlandfunk, 2017, (3))
Der dänische Ministerpräsident hat nun von 2018 - 2022 ein Stipendienprogramm aufgesetzt, welches es StudentInnen der Westindischen Universität ermöglicht ein Semester in Dänemark zu studieren.
Ein richtiger Schritt in Richtung einer Aufarbeitung der Kolonialgeschichte Dänemarks, wie sie Nelson fordert?