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    Herrnhuter, Sterne und Sklaverei?

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    Abb. 1: Herrnhuter Sterne während der Weihnachtszeit an der Christuskirche Bremerhaven.

    Wenn heute von der Herrnhuter Brüdergemeine gesprochen wird, denken viele Personen zuerst an spezielle Weihnachtssterne - die "Herrnhuter Sterne". Weniger bekannt ist, dass die Gemeine im 18. Jahrhundert ihre Missionstätigkeiten begonnen hat: Grönland, Nordindien und Südafrika sind einige Orte, an denen sie ihren Glauben verbreitet haben. Auf den Jungferninseln St. Croix, St. Thomas und St. John waren die Herrnhuter ebenfalls vertreten. Um die Mission dort zu finanzieren, besaßen sie dort Plantagen, auf denen mithilfe von Versklavten Zuckerrrohr angebaut wurde.

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    Herrnhuter Mission

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    Abb. 3: Moderne Karte von den Jungferninseln.

    Als die Herrnhuter ihre Mission im Jahr 1732 auf der Jungferninsel St. Thomas begannen, waren sie nicht die ersten, die sich auf der Insel niederließen. Bereits 1671 nahm Dänemark die Insel in Besitz, im Jahr 1718 folgte St. John und 1733 schließlich St. Croix. Wie wurde die Beziehung zwischen Herrnhutern und Sklav*innen dadurch beeinflusst?

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    Durch Sklavenarbeit auf Plantagen und in Schmieden wurde die Finanzierung der dortigen Mission sichergestellt. Die Nutzung von Sklav*innen widersprach dabei nur bedingt den Glaubensgrundsätzen der Herrnhuter: Einerseits formulierte Zinzendorf, dass den Afrikanern eine göttliche Strafe auferlegt wurde, welche die Sklaverei zur Folge hatte. Somit habe jeder Mensch eine gottgegebene Position inne, in welcher er das tat, was er durch seine "naturgegebenen Eigenschaften" am besten könne. Andererseits wurden soziale Probleme der Sklaverei durchaus von verschiedenen Missionaren kritisiert und die Freilassung von Sklav*innen – sowie die daraus folgende Veränderung ihres weltlichen Status – unterstützt. Während die Sklavenhaltung durch die Herrnhuter die lange Zeit unkritisch gesehen wurde – noch 2009 wurden ihre Missionsstationen als „Inseln der Menschlichkeit in einer Welt der Sklaverei und wirtschaftlicher Ausbeutung“ bezeichnet – wurde der Topos der humanen herrnhuterschen Sklaverei mittlerweile widerlegt: Auch Sklav*innen der Herrnhuter wurden körperlich gezüchtigt.

    Es gab aber noch weitere Aspekte, die hier exemplarisch anhand eines Gemäldes, eines Profils des 'idealen' Versklavten und einer Fessel beleuchtet werden:

    Perspektive: Erstlingsbild

    Das abgebildete Gemälde ist eine Reproduktion des Bildes, welches der Herrnhuter Künstler Johann Valentin Haidt (1700-1780) im Jahr 1747 fertigstellte. Ursprünglich wurde es zu Ehren der Erstlinge erstellt – der jeweils ersten getauften Personen in den Missionsgebieten der Herrnhuter, die bis zu dem Zeitpunkt der Fertigstellung verstarben. Wie repräsentiert es die Perspektive der Brüdergemeine auf ihre Erstlinge und Sklaven?

    (Abb. 4)

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    Perspektive: Plantagen

    Das Bild von Versklavten und deren Arbeit auf den Plantagen wurde fast ausschließlich von Europäern geprägt; Berichte aus Sicht von Sklav*innen sind kaum vorhanden. So lassen sich kaum Einzelschicksale darstellen. Jedoch zeichnen die europäischen Quellen und deren Darstellungen ein deutliches Bild von den Umständen auf den Plantagen, auch wenn diese die Sklaverei selten kritisch beurteilen.

    (Abb. 5)

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    Perspektive: Fessel

    Auf dem Bild rechts ist eine Sklavenfessel zu sehen. Ihr genauer Ursprung kann nicht rekonstruiert werden. Jedoch besteht die Möglichkeit, dass diese Fessel bei der Mission der Herrnhuter zum Ende des 18. Jahrhunderts auf den Jungferninseln in einer ihrer Schmieden hergestellt wurde. Auf diese Weise sind Sklaverei und Sklavenhandel zumindest indirekt unterstützt worden.

    (Abb. 7)

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    Und heute?

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    Abb. 8: Eine Ruine auf der Jungferninsel St. Croix - verkommen und beschmiert mit Graffiti.

    Nachdem der Sklavenhandel 1807 und die Sklaverei 1848 in Dänemark schließlich verboten wurde, verkauften die Dänen die Jungferninseln im Jahr 1917 an die Vereinigten Staaten.

    Trotz zunehmenden öffentlichen Drucks auf die Herrnhuter wegen ihrer fortgesetzten Beteiligung am atlantischen Sklavereisystem, hielt die Brüdergemeine noch bis Mitte der 1840er Jahre am Besitz ihrer Versklavten in den dänischen Kolonien fest. In der niederländischen Karibik erhielten die letzten SklavInnen der Herrnhuter erst 1859 ihre Freiheit.

    Die meisten ehemaligen Plantagen sind 1878 bei einem Arbeiteraufstand zerstört worden. Manche der Ruinen wurden restauriert, andere – wie rechts auf dem Bild zu erkennen ist – wurden mit Graffiti beschmiert. Heute werden verschiedene Touren durch die Ruinen angeboten.

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